Beschreibung der Architektur:
Daniel Libeskind
ist prägend für die Architekturgeschichte des 21. Jahrhunderts. Mit seinem Entwurf für den Neubau des
Militärhistorischen Museums der Bundeswehr kann die deutsche Museumslandschaft auf einen weiteren symbolträchtigen
Bau schauen. Der Dresdner Keil, als keilförmiger, asymmetrischer Neubau durchdringt hierbei den massivenen Altbau.
Eine transparente Fassade aus Metalllamellen über lagert den historischen Baukörper. Der Neubau stellt einen Einschnitt,
eine Störung in das Gebäude dar und verändert nicht nur die äußere Gestalt, sondern auch das innere Raumgefüge grund-
legend. Seine Räume folgen ihrer Funktion und stehen in klarem Kontrast zu dem starren, horizontal ausgerichteten
Säulenraster des Altbaus. Immer wieder durchbricht der Neubau den Altbau und eröffnet dem Besucher auf allen Ebenen
überraschende, räumliche Verschränkungen und Ausblicke. Mit insgesamt 20.000 m² Ausstellungsfläche wird das MHM zum
größten Museum in Deutschland.
Gleichzeitig ist der Libeskindbau schon als erstes und größtes Exponat des neuen Museums zu verstehen. Er selbst wird zum
Gewaltinstrument, das das Arsenal zerschneidet. Der Keil als Symbol organisierter Gewalt. Er bricht mit alten, autoritären,
starren Strukturen und steht in seiner Transparenz für die Offenheit der demokratischen Gesellschaft und die veränderte
Rolle des Militärs in Deutschland.
Dreißig Meter hoch und damit acht Meter mehr als die säulenverzierte Triumphbogenfront des Mittelflügels, eröffnet der
Neubau aus der Spitze des Keils einen spektakulären und neuen Blick auf Dresden. Auch hier liegt Symbolik im Entwurf.
Die Spitze des Keils verweist auf die Stelle an der in der Nacht vom 13. Februar 1945 die ersten Bomben der Alliierten
Luftangriffe einschlugen. Der Besucher wird auf die schwierige Geschichte der Stadt verwiesen und sieht gleichzeitig
mit neuer Perspektive auf ein sich stetig entwickelndes Dresden.
Beschreibung der Ausstellung:
In der Vergangenheit
waren Militärmuseen vor allem Ausstellungshallen für Waffentechnik und für die glanzvolle Re-
präsentation nationaler Streitkräfte. Sie wurden oft Armeemuseum genannt und wollten die Besucher durch militärische
Leistungsschauen beeindrucken, meist mithilfe einer Kette von aneinander gereihten Kriegen, fast losgelöst von anderen
historischen Ereignissen. Militärgeschichte war beschränkt auf Schlachten, auf Siegesparaden und waffentechnische
Entwicklungen.
Im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr hingegen sind Krieg und Militär unlösbar mit der allgemeinen Geschichte
verwoben und zeigt die Verästelung in die politik-, sozial-, mentalitäts- und kulturgeschichtliche Forschung. Militärge-
schichte wird so in ihrer ganzen Bandbreite dargestellt. Die Ausstellung konfrontiert die Besucherinnen und Besucher mit
dem eigenen menschlichen Aggressionspotential und thematisiert Gewalt als historisches, kulturelles und anthropologisches
Phänomen.
Im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung steht immer wieder der einzelne Mensch, der Gewalt ausübt oder erleidet.
Es werden immer zwei Biographien von Menschen gegenübergestellt, die in der selben Zeit lebten aber unterschiedlichen
Lebensentwürfen folgten oder die in ein und derselben historischen Entscheidungssituation unterschiedliche Wege gingen.
Ambivalenz ist ein Schlüsselbegriff für die gesamte Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums.
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